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Jung und alt - Bergsport verbindet! (Malte Roeper)

O mei!“, höre ich den geneigten Leser seufzen, so ein Kitsch gleich vorneweg. Von mir aus ‚Sport verbindet’, okay, so im Großen und Ganzen. Aber was soll da am Bergsport schon wieder so besonders sein?“ Einspruch, lieber Leser, es ist kein Kitsch, Bergsport verbindet jung und alt tatsächlich in besonderem Maße und auf besondere Art und Weise.

Am Berg folgen nämlich die Jungen noch den Wegen der Alten. Im Sommer und im Fels ist das noch ein wenig deutlicher als jetzt in der Skisaison. Am Anfang, als junger Mensch im Gebirge, geht man eben zunächst die leichteren, die klassischen Routen. Und die haben die Alten erschlossen, die Generation unserer Väter und Großväter. All die legendären Anstiege an den Wänden der Reiteralm oder am Untersberg, im Wilden Kaiser, den Dolomiten undsofort: das waren die Alten damals! Hat man sich in den Klassikern seine Sporen verdient und die Hörner abgestoßen, wird man die moderneren, härteren Routen gehen und irgendwann vielleicht selbst neue Anstiege eröffnen.

Ich darf für alle Bergsteiger sprechen, wenn ich sage, wir haben größten Respekt vor dem, was die Alten früher geleistet haben. Mit miserabler Ausrüstung, meist mit leeren Taschen und als gesellschaftliche Outsider. Bergsport fand nämlich lange am Rande der Gesellschaft statt, leidenschaftliche Bergsteiger lebten oft als halbe Aussteiger. Auf Anerkennung durften die Betroffenen nur in der Szene oder in Ausnahmen hoffen.

Während nun Berg- und Outdoorsport in den letzten Jahrzehnten unglaubliche Anerkennung und Aufwertungen erfuhren, stehen heute allzu oft die Alten am Rande der Gesellschaft, ohne Anerkennung und oft mit leeren Taschen dazu. In Heime entsorgt, von den Familien vergessen und von keinem mehr gebraucht: es ist eine Schande. Die begann, als die Erfahrung der Alten im Zuge des rasanten technologischen Wandels nichts mehr wert war und die Gesellschaft ins Ungleichgewicht brachte. Den so oft doch übertriebenen Wirbel, den die meisten von uns (seien wir ehrlich) um unsere Kinder aufführen, hat - um diesen kleinen Exkurs hier zu beenden - der schmerzlich fehlende Respekt vor den Alten nämlich bestimmt mit verursacht.

 Zurück zum Sport. In den Bergen wandeln wir auch im Winter auf den Spuren der Alten. Sie sind mit schlechterem Material an den Beinen und mehr Kilos auf dem Rücken dieselben Touren gegangen, haben dieselben Abfahrten gewagt. Lifte und Seilbahnen existierten oft noch nicht. Bei einem Sturz löste nicht die Bindung aus, da löste sich schon mal ein Knochen vom anderen. Aber genug von der Mühsal und dem Aufwand, den die Alten auf sich nehmen mussten, von der Plackerei und dem schlechten Material!

Es verbindet uns mit den Alten ja nicht nur der Respekt vor ihren Leistungen. Sie waren unter dem selben Himmel unterwegs wie wir, ein guter Schnee war genau so ein Grund zur Freude wie heute und ein guter, frischer Pulver ein Grund zum Feiern oder zum Blaumachen. Sie haben, genau wie wir, die Berge in aller Regel gemeinsam in kleinen Gruppen erlebt. Die weich gewordenen Beine im Aufstieg, die wohltuende Brotzeit und die Aussicht vom Gipfel, den weißen Rausch bei der Abfahrt, Freude und Gelassenheit bei der Rückkehr nach Hause.

 

Wie groß die Übereinstimmung sein kann, zeigt unser Gespräch zwischen dem jung gebliebenen Allroundabenteurer Otto Huber (78) und dem Freerider Tom Leitner, mit 35 Jahren abgeklärt genug, die Existenz als Profisportler mit dem Lehrerberuf zu tauschen, weil er keine Lust auf Selbstvermarktung halt. Auf ein gemeinsames Ziel haben sie sich auch einigen können. Das ganze Gespräch lesen Sie ab Seite 2+3.

Als Kitsch, lieber Leser, gilt gemeinhin etwas, das besonders schön sein soll, aber in sich keine Wahrheit hat. Dass die Verbindung von Alt und Jung am Berg nun wirklich a bissi besser und harmonischer ist als sonst heute üblich, das wird keiner bestreiten, der öfter in den Bergen ist. Und das ist, verdammt noch mal, eine großartige Sache.

 

Malte Roeper
Autor und Regisseur
Wahl-Chiemgauer Malte Roeper, Jahrgang 1962, dreht Bergfilme mit Kletterlegenden wie den Huberbuam, Tommy Caldwell oder Adam Ondra

 

Fotocredit: Stefan Wiebel

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