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Chiemgauer Köpfe - Interview mit Michael Perschl

Die für die Jüngeren so unentbehrliche Plattform ist einerseits die blitzende Reklametafel der großen Stars und millionenschwerer Influencer, aber auch eine Fundgrube voller netter Bilder und Geschichten von jedermann. Einer der sympathischsten Instagramer aus dem Chiemgau - Michael Perschl aka @perschl_miche - ist heute im Interview mit Malte Roeper.

 

Du bist hier im Chiemgau aufgewachsen, hast die Berge aber erst 2019 für dich entdeckt - wie um Himmels Willen konnte das passieren?

Michael: Ich war ursprünglich Fußballer und musste 2015 verletzungsbedingt aufhören, dann hat es eine Weile gedauert, bis ich eine neue Leidenschaft gefunden habe, wobei ich schon länger auch sehr leidenschaftlich beim Fotografieren war. Irgendwann hat mich ein Freund zum Sonnenaufgang mit auf die Kampenwand genommen und das hat mich so begeistert, dass ich es heute noch mache - ich verbinde das Berggehen mit dem Fotografieren und in dieser Kombination ist es wirklich zu einer Sucht geworden.

 

Diesen magischen Moment der allerersten Morgenröte, den liebe ich auch. Und versuche auch immer, so früh zu starten, dass ich da schon irgendwo am Berg bin.

Michael: Zu normalen Tageszeiten gehe ich eigentlich fast überhaupt nicht, eigentlich immer zum Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang, so dass ich in diesem Moment am Gipfel bin. Und meistens geh ich für ein Bild, das heißt, ich überlege, zu welchem Sonnenstand ich wo am Berg bin, das ist in aller Regel schon sehr zielgerichtet.

 

Und wenn dir Leute sagen, da hast du aber Glück gehabt, dass du die Sonne genauso erwischt hast, was sagst du denen?

Michael: Manchmal fragen Sie mich schon: das hast du aber nicht mit dem Handy gemacht? Und dann sage ich halt, die und die Kamera und die und die Optik - und wenn sie antworten, ja dann ist es kein Wunder, da kann ich schon sauer werden. Es ist einfach kein Zufall, ein gutes Bild bedeutet Arbeit und Vorbereitung.

 

Das heißt, du gehst nicht nur einfach auf die Westseite, wenn du abends fotografierst, sondern die Planung ist generalstabsmäßig?

Michael: Ich fotografiere ja auch sehr gern die Milchstraße, da geht es auch noch um die Bewölkung und der Mond darf nicht scheinen, Streulicht kannst du auf gar keinen Fall brauchen und einen Vordergrund willst du auch noch haben - es ist ein enormer Aufwand, aber ich liebe das einfach. Ich arbeite mittlerweile auch ein bisschen für den Tourismus, da bekomme ich am Jahresanfang Aufträge und dann schaue ich halt übers Jahr, wie ich die bestmöglich zusammenbringe. Nächste Woche zum Beispiel bin ich eingeladen in Südtirol, da fotografiere ich auch Hotels und mache da über meinen Instagram-Kanal Werbung für die Hotels, von sowas hab ich eigentlich immer geträumt und das geht jetzt langsam los, damit verdiene ich langsam auch etwas mehr Geld. Aber die meisten Sachen hab ich immer nur so für mich gemacht.

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In deinem Job beim Rosenberger bist aber immer noch Vollzeit?

Michael: Ich habe von 40 auf 35 Stunden reduziert, aber das ist erst seit ein paar Wochen.

 

Die meisten Bilder sind also morgens vor einem Arbeitstag oder abends nach einem Arbeitstag entstanden?

Michael: morgens vor der Arbeit nur noch selten, das ist mir zu anstrengend geworden.

 

Aber wenn die Südtiroler dich jetzt dafür bezahlen, dass du dahin fährst und die Hotels fotografierst und das eben postest, bist du jetzt Influencer, oder? Bei 13 000 Followern ist das doch ein charmanter Auftrag?

Michael: Von den Zahlen her bin ich da eine ganz kleiner Nummer, gerade deswegen ist das total super! Und tatsächlich war das der Grund, warum ich ursprünglich bei Instagram angefangen habe: weil ich davon geträumt habe, solche Aufträge mal zu bekommen. Aber ich sehe mich trotzdem nicht als Influencer, sondern immer noch primär als normalen Bergsteiger und Fotografen. Aber irgendwie hab ich da ein Ziel erreicht, das darin bestand, dass ich mal "bezahlten" Urlaub bekomme, quasi.

 

Aber ist das wirklich Urlaub? Du bist doch sicher permanent am Machen und am Grübeln, was könnte noch besser gehen oder effektiver?

Michael: Klar, es ist was anderes, als wenn ich Urlaub am Strand mache.

 

Machst du Strandurlaub?

Michael: Nein!

 

Deine Bilder haben oft etwas sehr Majestätisches und Großes, ist das nicht fast ein bisschen schade für Instagram: die Leute wischen da drüber und lassen mal schnell ein Smiley da?

Michael: Für mich ist es eine Werbeplattform, die wunderbar funktioniert. Und das, was ich bisher erreicht hab, hätte ich ohne Instagram nie erreicht. Sonst würde mich keiner kennen. Mittlerweile werde ich auch oft am Berg angesprochen, wenn ich am Berg unterwegs bin, irgendwie freut einen das dann schon. Und die Tamara, die "Bergfexn", die du ja auch noch interviewst, mit der geh ich auch oft gemeinsam.

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Wie stelle ich mir das vor? Als Battle: wer macht das schönere Foto?

Michael: Nein, überhaupt nicht. Tamara fotografiert und filmt ja viel sich selbst, während ich auf meinen Bildern ganz selten selbst auftauche. Und sie macht ja manchmal auch noch Werbung für irgendwas. Ich bekomme da auch immer wieder Anfragen, aber das ist einfach nicht so meins. Wir sind da einfach verschieden, wir sind ja eine große Gruppe, also manchmal acht, neun Leute.

 

Aber euer Material macht ihr alles selber, da geht jetzt nicht jeder mit zwei Assistenten da an den Start?

Michael: Nein, jeder macht alles selbst. Wir sind ein Freundeskreis, das sind Freundschaften, die über Instagram entstanden sind. Initiiert hat das die Tamara, die hat - auch über Insta - so einen Bergstammtisch angefangen und so hab ich sie kennengelernt, weil ich da einfach mal hingegangen bin. Es macht einfach Spaß mit Gleichgesinnten.

 

Ich hätte eher vermutet, jeder geht für sich: ich will das gute Foto für mich haben! Aber - da ihr nicht wegen Geld an den Start geht, ist das Nebensache?

Michael: Konkurrenzkampf sehe ich bei uns einfach überhaupt nicht, ich selbst helfe anderen ja auch gern, auch wenn die nicht wissen, was sie verlangen können für einen Auftrag oder ein Foto.

 

Ich sehe diese Netzwerke normalerweise sehr kritisch, weil man mitbekommt, wie die Leute in den USA sich immer mehr hassen und auseinanderdriften und auch weil ich sehe, wieviel Zeit meine eigenen Kinder da verdaddeln, aber das ist jetzt wirklich eine coole Geschichte. Ist schön zu hören, dass ihr jungen Leute damit auch was besseres anzufangen wisst, als wir Alten das oft annehmen. Wie schaut's bei dir aus mir Skitouren?

Michael: Ich bin eher der Snowboarder, also ich gehe mit Schneeschuhen und hab das Snowboard hinten am Rucksack. Aber das ist anstrengend, am liebsten gehe ich mit Schneeschuhen und Schlitten. Aber das Skitourengehen würd ich schon gern auch mal ausprobieren. Splitboard ist mir aber zu teuer, wir haben gerade gebaut, ist einfach nicht drin.

 

Was sagt deine Frau dazu, dass du soviel weg bist: bei der Arbeit UND beim Fotografieren?

Michael: Da hab ich verdammtes Glück, dass meine Frau das so mitmacht. Aber wenn ich mal eine Woche mal nicht in den Bergen bin, geht es mir einfach nicht gut, da werde ich unausstehlich... und sie hat auch sehr viele Aktivitäten, die sie ohne mich macht, das passt da schon sehr gut zusammen. Im Moment passt eigentlich eh alles ziemlich gut.

Zum Instagram Account @perschl_miche >

 

Malte-Roeper

Malte Roeper
Autor und Regisseur
Wahl-Chiemgauer Malte Roeper, Jahrgang 1962, dreht Bergfilme mit Kletterlegenden wie den Huberbuam, Tommy Caldwell und Adam Ondra

 

 

 

 

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